Was ist Filz? Alles zur Geschichte, Herstellung und Verwendung

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In diesem Artikel widmen wir uns der interessanten und vielseitigen Welt des Filzes. Sie erfahren, woraus Filz besteht und wie er seither hergestellt wird. Ebenso lernen Sie hier die Eigenschaften verschiedener Filzarten kennen, wie Sie zu pflegen und auch zu beplotten sind. Lassen Sie uns gemeinsam in die wunderbare Welt des Filzes eintauchen!

Definition und Erklärung des Materials Filz

Strenggenommen ist Filz kein Material, sondern eine Art der der Textilherstellung. Beim Verfilzen verbinden sich verschiedene Fasern unstrukturiert miteinander bis sie ein weiches dichtes Textil ergeben. [1] Um dies zu erreichen werden die einzelnen Fasern so aufeinander gepresst, dass sie eine Fläche ergeben.

Anders als bei gewebten Stoffen folgt der Filzstoff keiner einheitlichen Stoffstruktur. Bei gewebten Textilien ist der Kettfaden und der Schussfaden senkrecht miteinander verbunden. Beim Filzstoff können die Fasern in alle möglichen Richtungen liegen und gehören damit zur Unterart der Vliesstoffe.

Woraus besteht Filz?

Filz ist ein weiches, nicht gewebtes Material, das meist aus Tier-, Natur- oder Kunstfasern hergestellt wird. [2] Das Verfahren der Filzherstellung ist keineswegs auf bestimmte Materialien beschränkt, sodass keine konkrete Definition bezüglich seiner Zusammensetzung existiert.

Grundsätzlich ist es möglich, sämtliche Natur- und Kunstfasern miteinander zu verfilzen. Zu den wohl bekanntesten gehören Schafwolle sowie andere Tierhaare. Aber auch nicht tierische Naturfasern werden im Verfilzungsprozess eingesetzt. Dafür eignen sich insbesondre Fasern aus Baumwolle, Sisal, Hanf, und Kokos. Auch Kunstfasern können zu einem Filzmaterial zusammengepresst werden. Dafür kommen häufig Polyester, Polyacryl und Polyamid zum Einsatz. [3]

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Wie wird Filz hergestellt?

Bei der Herstellung von Filz gibt es verschiedene Möglichkeiten. Um einen Überblick über die verschiedenen Verfahren zu erlangen haben wir Ihnen die wichtigsten Methoden hier zusammengestellt.

Nassfilzen als einer der traditionellsten Methoden

Nassfilz ist eine der ältesten und traditionellsten Methoden zur Filzherstellung. Dafür wird Wolle, Seide oder andere Fasern in heißes Wasser eingetaucht und mit Seifenlauge behandelt. Die Feuchtigkeit bewirkt, dass sich die Wollfasern verhaken und verfilzen. Durch Reibung und Druck der Fasern verfilzen sich die Fäden, bis ein festes Gewebe entsteht. Nassfilz erfordert somit viel körperliche Arbeit und kann mehrere Stunden in Anspruch nehmen.

Der klassische Vorgang kann in 5 Schritten erläutert werden:

  1. Material & Utensilien vorbereiten: Die losen Wollfasern oder gestrickte Wollstücke müssen von Verunreinigungen wie Schmutz oder Staub befreit werden. Bereitgestellt werden sollten warmes Wasser und eine milde Seife. Spezielle Filzseife ist empfehlenswert, aber kein Muss.
  2. Wolle befeuchten: Die Wolle sollte auf eine flache Oberfläche gelegt werden. Dort kann sie mit warmem Wasser besprüht werden. Danach wird eine dünne Schicht Seife auf die Fasern verteilt und sanft einmassiert.  
  3. Wolle bearbeiten (Walken): Bei diesem Schritt wird die Wolle in der Mitte gefaltet. Anschließend werden mit beiden Händen die beiden Hälften mithilfe hohem Druck gegeneinander gerieben. Der Vorgang wird von beiden Seiten solange ausgeführt, bis sich die Wollfasern verhaken und verfilzen. Je länger und intensiver das Material bearbeitet wird, desto dichter und fester wird der Filz. Dieser Vorgang wird allgemein als „walken“ bezeichnet.
  4. Filz formen: Sobald der Filz die gewünschte Festigkeit erreicht hat, kann er in die gewünschte Form gebracht werden. Dabei kann er gerollt, gefalten, gedehnt etc. werden, um die gewünschte Form zu erhalten.
  5. Filz spülen & trocknen: Zum Schluss wird der Filz gründlich mit kaltem Wasser gespült, um die Seife auszuwaschen. Das überschüssige Wasser wird danach vorsichtig ausgepresst, ohne das Material zu wringen. Zum Trocknen wird dann der Filz auf ein Handtuch oder ein Gitterrost gelegt werden. Das Material muss vollständig trocken sein, bevor er weiterbearbeitet oder verwendet werden kann.

Trockenfilzen als filigrane Methode

Das Trockenfilzverfahren ist eine andere Methode zur Herstellung von Filz, die im Gegensatz zum Nassfilzverfahren deutlich schneller geht. Aus diesem Grund wird sie auch häufig in der Industrie eingesetzt um große Mengen an Filzstoff zu produzieren.

Bei Trockenfilzverfahren werden Woll- oder Seidenfasern auf einer Unterlage verteilt und anschließend miteinander verbunden. Beim Trockenfilzen kann die Faserstruktur genau gestaltet werden, indem die Länge der Fäden reguliert werden kann. Außerdem können mehrere Lagen verschiedener Materialien zu einem zusammenhängenden Gewebe verarbeitet werden. Die Schritte, die normalerweise beim Trockenfilzen durchgeführt werden können Sie hier nachlesen:

  1. Material & Utensilien vorbereiten: Genau wie beim Nassfilzen müssen im ersten Schritt die Wollfasern bzw. die Wollstücke von Verunreinigungen wie Schmutz oder Staub befreit werden. Zusätzlich sollten Trockenfilznadeln oder Trockenfilzmaschinen bereitgestellt werden. Trockenfilznadeln sind spezielle Nadeln, die kleine Widerhaken entlang ihrer Länge haben. Diese Widerhaken helfen dabei, die Wollfasern miteinander zu verfilzen. Diese kommen ebenso in Trockenfilzmaschinen zum Einsatz.
  2. Filz trocken bearbeiten: Das Filzmaterial sollte auf einer weichen Unterlage, z.B. ein Stück Schaumstoff oder ein Handtuch platziert werden. Mithilfe der Trockenfilznadel oder der Trockenfilzmaschine werden dann die Wollfasern miteinander verhakt und verfilzt. Durch die Bewegung der Filznadel in verschiedenen Richtungen und Winkeln kann eine gleichmäßige Filzoberfläche erzielt werden. Dieser Vorgang wird solange wiederholt, bis sich eine geeignete Festigkeit des Filzes ergeben hat.
  3. Filz formen: Sobald der Filz die gewünschte Festigkeit erreicht hat, kann er in seine gewünschte Form gebracht werden. Dafür kann der Trockenfilz wie der Nassfilz gerollt, gefalten gedehnt etc. werden.  

Das Trockenfilzverfahren erfordert weniger Zeit und Aufwand als das Nassfilzverfahren, da es kein Wasser und keine Seife benötigt. Es erfordert jedoch eine gewisse Geschicklichkeit und Übung, um die Wollfasern gleichmäßig und dicht zu verfilzen. Der Vorteil des Trockenfilzverfahrens ist, dass es einfach ist, filigrane Details und Muster in den Filz zu prägen.[4]

Weitere interessante Filzverfahren

Neben dem Nass- und dem Trockenfilzen werden in der Praxis auch andere Filzverfahren angewendet. Beispielhaft können das Gieß- und das Spinnvlies-Verfahren genannt werden:

Das Gießverfahren als Variante des Nassfilzens:

Bei diesem Verfahren wird eine flüssige Mischung aus Wolle, Wasser und Seife in eine Form gegossen. Nach dem Trocknungsprozess bildet sich daraufhin eine feste Filzform.

Das Spinnvlies-Verfahren als Variante des Trockenfilzens:

Diese Methode verwendet Spinnvlies, das aus kurzen, nicht gesponnenen Fasern besteht. Das Vlies wird durch Hitze und Druck verfilzt, um eine feste Filzform zu erzeugen.

Ursprung und historische Verwendung von Filz

Der Ursprung des Filzes geht auf eine Legende zurück. Diese besagt, dass der heilige Clemens, ein frühchristlicher Märtyrer und Bischof von Rom im 1. Jahrhundert n. Chr., Filz für die Herstellung von Gewändern und Decken benutzt haben soll.

Nach der Legende entdeckte Clemens die Kunst der Filzherstellung auf seiner Reise durch Armenien. Er soll dann diese Technik mit nach Rom gebracht haben und sie dort weiterverbreitet haben. Einige Versionen der Legende behaupten sogar, dass Clemens selbst mittels des Filzverfahrens liturgische Gewänder für die Kirche hergestellt hat.[5]

Obwohl die Legende nicht direkt bewiesen werden kann, ist es durchaus möglich, dass die Technik der Filzherstellung im antiken Rom bekannt war. Tatsächlich haben Archäologen Filzgegenstände aus römischen Gräbern gefunden, die aus dem 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. stammen. Diese Gegenstände könnten darauf hinweisen, dass die Technik der Filzherstellung zu dieser Zeit bereits bekannt war.

In der christlichen Ikonographie wird der heilige Clemens oft mit einem Anker oder einem Ankerseil dargestellt, da er der Legende nach am Meer gekreuzigt wurde. Es gibt auch Darstellungen von ihm, die ihn mit einem Filzhut oder einer Filzhaube zeigen, die möglicherweise auf seine angebliche Verbindung zur Filzherstellung zurückzuführen sind.

Auch im Mittelalter wurde das Material Filz häufig eingesetzt. Insbesondere im täglichen Leben wurde er zur Herstellung von Kleidung, Hüten und Schuhen verwendet, da sie warm und bequem waren. Aber auch als Schreibunterlage für Pergament und Leder kam das Material zum Einsatz.

Heutzutage hat sich die Verwendung von Filz erweitert und es kommt in vielen verschiedenen Designs und Farben daher.

Welche Eigenschaften hat Filzstoff?

Filzstoff hat eine Reihe von einzigartigen Eigenschaften, die ihn zu einem vielseitigen Material machen. Über alle Anwendungsbereiche hinweg haben wir hier für Sie die wichtigsten Eigenschaften von Filzstoff zusammengefasst:

  • Isolierend: Filz hat eine natürliche Isolierung, was ihn zu einem hervorragenden Material für die Wärme- und Schalldämmung macht. Es kann helfen, den Wärmeverlust zu reduzieren und den Schall zu absorbieren.
  • Strapazierfähig: Filzstoff ist sehr robust und langlebig. Es hält hohen Belastungen stand und kann über einen längeren Zeitraum ohne Abnutzung verwendet werden.
  • Wasserabweisend: Filz ist von Natur aus wasserabweisend. Es kann Feuchtigkeit abweisen und trocken bleiben, auch wenn es nass wird.
  • Atmungsaktiv: Filz ist atmungsaktiv, was bedeutet, dass es Luft durchlässt. Dadurch kann Feuchtigkeit entweichen, was ein angenehmes Tragegefühl ermöglicht.
  • Formbar: Filzstoff ist ein formbares Material, das sich leicht schneiden, formen und nähen lässt. Es kann in verschiedenen Formen und Größen hergestellt werden und eignet sich daher für eine Vielzahl von Anwendungen.
  • Weich und warm: Filz hat eine natürliche Weichheit und Wärme, was ihn zu einem angenehmen Material für Kleidungsstücke und Accessoires macht. [6]

Wofür wird Filz verwendet?

Filz hat auch heute noch eine Vielzahl von Anwendungen und ist ein beliebtes Material in verschiedenen Bereichen. Beispielsweise in der Industrie stehen die Eigenschaften von Filz im Fokus. Hier wird es als Dichtungs- und Isoliermaterial für Motoren und Maschinen verwendet aufgrund der hohen Hitzebeständigkeit und die gute Schallabsorption.

Die hervorragende Schallabsorption wird sich auch in Tonstudios, Kinos, Konzertsälen etc. zu Nutze gemacht. Für eine bessere Akustik wird hier Filz am Boden, an der Decke oder den Wänden eingesetzt.

Besonders bekannt ist Filz jedoch immer noch durch die Herstellung von Kleidung und Accessoires. Insbesondere Hüte, Schuhe, Taschen und Schals werden aus dem robusten und langlebigen Material hergestellt.

Grauer Filzhut

Aber auch im Bereich der Wohntextilien ist Filzmaterial nicht mehr wegzudenken. Es wird für Polster, Teppiche, Vorhänge und Wandverkleidungen verwendet. Aufgrund seiner natürlichen und weichen Textur ist Filz ein angenehmes Material für das Innere eines Raumes macht.

Mit einem kreativen Hintergrund wird Filz häufig für die Herstellung von Spielzeug, Puppen und Dekorationen eingesetzt. Da es leicht gefärbt, geschnitten und genäht werden kann, ist es das ideale Material für kreative Projekte. [7]

Wie kann man Filz am besten pflegen und reinigen?

Filz ist ein relativ pflegeleichtes Material, das aber dennoch ein wenig Sorgfalt benötigt, um seine Qualität und Langlebigkeit zu erhalten. Dafür sollte das Material am besten trocken gereinigt werden. Unser Tipp: Die Bürstendüse des Staubsaugers! Damit können Sie ohne großen Aufwand Schmutz und Staub von der Oberfläche des Filzes entfernen.

Handelt es sich jedoch um Flecken auf dem Filzstoff, kann der Staubsauger nicht mehr viel ausrichten. Hier sollten Sie schnell handeln!

Ein mildes Reinigungsmittel in Kombination mit warmem Wasser sollte erste Erfolge bringen. Jedoch vermeiden Sie starke Reibung, um Schäden am Filz vorzubeugen. Danach sollte die nasse Stelle an der Luft getrocknet werden. Hängen Sie den Stoff an einem gut belüfteten Ort auf und lassen Sie ihn vollständig trocknen. Vermeiden Sie es, den Filz im Trockner zu trocknen, da dies das Material beschädigen kann.

Grundsätzlich können Sie Kleidung oder Accessoires aus Filzstoff bügeln, Dabei sollten Sie jedoch in jedem Fall ein feuchtes Tuch und eine niedrige Herzufuhr verwenden, um das Filzmaterial zu schützen.

Ist Filz ein nachhaltiges Material?

In Bezug auf die Nachhaltigkeit ist die Bilanz von Filz ziemlich gut. Die Herstellung erfordert im Vergleich zu anderen Materialien wie Kunststoff oder Leder weniger Energie und Ressourcen, wodurch schon in der Herstellung Ressourcen eingespart werden können.

Ebenfalls gehört Filz zu den robustesten und widerstandsfähigsten Materialien.  Dadurch ist es besonders langlebig und verbürgt eine hohe Lebensdauer. Durch den geringen Pflegeaufwand können Produkte aus Filz viele Jahre genutzt werden und für verschiedene Zwecke einzusetzen werden, wenn der ursprüngliche Zweck ausgedient hat.

Somit kann Filz nicht nur ewig verwendet werden, sondern durch recyceling oder upcyceling die Nutzungsdauer noch einmal erhöhen.

Kann man Filz beplotten?

Vom Basteln von Dekorationen über die Herstellung von Taschen und Schmuck bis hin zu modischen Accessoires bietet Filz unendlich viele Möglichkeiten. Das Beplotten von Filzstoffen bietet zusätzlich viele kreative Möglichkeiten für individuelle Designs.

Beim Beplotten wird eine Folie mit einem Design auf das Filzmaterial aufgebracht. Die Folie wird dann mit einer Schneidemaschine in die gewünschte Form geschnitten. Diese Methode eignet sich besonders gut für kleinere Auflagen oder individuelle Designs. So entstehen Laptopfilztaschen mit individuellen Logos und Namen, oder auch einzigartig designte Filz-Shopper.

Geeignete Rohlinge zum individuellen Beplotten oder für Ihren Etsy-Shop erhalten Sie z. B. hier:

Was ist Filz? – Eine kurze Zusammenfassung

  • Filz ist ein weiches, nicht gewebtes Material, das meist aus Tier-, Natur- oder Kunstfasern besteht
  • Beim Verfilzen verbinden sich verschiedene Fasern unstrukturiert miteinander bis sie ein weiches dichtes Textil ergeben
  • Filz ist isolierend, strapazierfähig, formbar und weich
  • Zu den bekanntesten Verfahren zur Herstellung von Filz gehören das Nass- und Trockenfilzen, aber auch das Gieß- und Spinnvlies-Verfahren
  • Der Ursprung des Filzes geht auf die Legende vom heiligen Clemens zurück, der im 1. Jahrhundert n. Chr. Filz für die Herstellung von Gewändern und Decken benutzt haben soll
  • Heutzutage wird Filz zur Isolierung von Wärme und Schall verwendet sowie für die Herstellung von Kleidung und (Wohn)-Accessoires