Was bedeutet Fair Fashion?

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Fair Fashion – worauf es wirklich ankommt

Fair Fashion – ein Schlagwort, das in aller Munde ist, wenn es um ethisch produzierte Mode geht. Doch woran erkennt man als Verbraucher*in wirklich faire Textilien und was unterscheidet Fair Fashion eigentlich von Green Fashion?

Mit diesem Artikel wollen wir u.a diesen Fragen nachgehen und Licht in das tiefe Dickicht der vielen Gütesiegel bringen. Darüber hinaus erklären wir, warum gerade im B2B-Bereich Fair Fashion eine wichtige Rolle einnehmen sollte und weshalb Textilproduktion in Südostasien eben gerade kein Ausschlusskriterium ist, wenn es um faire Mode geht.

Was ist Fair Fashion? Eine Definition.

Neben Fair Fashion finden Begriffe wie Ethical Fashion oder Slow Fashion Verwendung, wenn es um die industrielle Herstellung ethisch korrekter Textilien geht. Entscheidend sind die Einhaltung eines weitreichenden Katalogs, der u.a. faire, existenzsichernde Löhne, sichere und gesunde Arbeitsbedingungen, begrenzte Arbeitszeit und Organisationsfreiheit umfasst. Die Einhaltung dieser Aspekte muss von den Produzenten transparent dargelegt werden und unabhängig nachvollziehbar bzw. zertifizierbar sein.

Fair Fashion ist dabei nicht mit Green Fashion gleichzusetzen, da es hier in erster Linie nicht um ökologische, sondern soziale Faktoren geht. Häufig streben Marken jedoch eine Zertifizierung in beiden Nachhaltigkeitsfeldern an, sodass viele Brands sowohl Fair als auch Green sind. Darüber hinaus gibt es Siegel, die sowohl faire als auch ökologische Normen umfassen – darunter das Fairtrade-Siegel.

Warum Fair Fashion? Argumente für Unternehmen

Immer mehr Unternehmen setzen auf Nachhaltigkeit. Einmal – und das ist sicher der beste Grund – aus eigenem Antrieb. Sprich, um für einen gerechteren und besseren Planeten einzutreten. Doch auch das zweite, weniger altruistische Argument, darf nicht übersehen werden: Der Wunsch, neue Zielgruppen zu erschließen! Und Zielgruppen mit Fokus auf Nachhaltigkeit wachsen seit Jahren.

Du veränderst die Welt durch dein Vorbild und nicht durch deine Meinung.

Paulo Coehlo

So geben laut einer Ernst & Young Umfrage unter 2.500 Konsument*innen im Jahr 2020 zwar 57 Prozent an, dass sie besonders auf den Preis achten. Doch immerhin 30 von 100 Kund*innen ist bei Textilien Nachhaltigkeit besonders wichtig. Satte 71 Prozent sind sogar der Meinung, dass faire Kleidung in den nächsten fünf Jahren weiter an Bedeutung gewinnen wird. Und wer glaubhaft ein nachhaltiges Image kreieren möchte, tut gut daran, dieses Bild im gesamten Unternehmen zu implementieren, also Vorbild zu sein. Dazu zählt faire Arbeitskleidung für die Mitarbeiter*innen im Verkauf genauso, wie Elektro-Firmenwagen oder die Solaranlage auf dem Dach des Unternehmens.

Woran erkennt man Fair Fashion? Der Weg zum fairen Textil.

Viele Siegel behaupten von sich, für umfassend faire Fashion zu stehen. Doch längst nicht alle garantieren ein Level an sozialem Schutz und garantierter Löhne, dass von wirklich fairer Mode gesprochen werden kann. So gilt zum Beispiel das häufig verwendete BSCI amfori Siegel laut Südwind-Institut als nicht ausreichend; die Kampagne für Saubere Kleidung kritisiert die Arbeit der BSCI gar als schlecht überwacht, intransparent und nicht unabhängig.

Gute Hinweise auf starke Siegel geben die Seiten der Verbraucherzentrale, das Portal Siegelklarheit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit oder die Online-Plattform für Nachhaltigkeit Utopia. Dabei schneiden u.a. die Fair Wear Foundation und Fairtrade insgesamt sehr gut ab. Beides Initiativen bzw. Gütesiegel, die viele der bei uns angebotenen Fair Fashion Textilien tragen.

Welche Modelabels produzieren fair? Verantwortungsvolle Marken.

Vorreiter günstiger, fairer Mode bei Textil Großhandel sind vor allem drei Marken: 

Das dänische Modelabel Neutral setzt dabei voll auf die Karte Fairtrade Cotton und deckt das Thema Bio-Baumwolle/Green Fashion so direkt mit ab, während sich die beiden anderen Brands ganz der Arbeit der renommierten, unabhängigen Fair Wear Foundation (FWF) aus den Niederlanden verschrieben haben.

Der Berliner Hersteller Continental Clothing fährt dabei eine zweigleisige Strategie: Für seine  gleichnamige Modelinie setzt er auf konventionelle Baumwolle und Produktion unter den Bedingungen der FWF während beim Bio-Label Earth Positive zusätzlich mit Bio-Baumwolle des von Greenpeace empfohlenen Global Standards produziert wird. Verbraucher*innen haben so bei einer Dachmarke und entsprechender Qualitäts- und Farbkonsistenz die Wahl zwischen Fair Fashion und dem noch umfassenderen Konzept der Green Fashion.

Moderne Textilproduktionsstätte in Indien © Continental Clothing

Wo wird Faire Kleidung produziert? Faire Löhne in Südostasien.

“Sie verkaufen mir T-Shirts unter der Überschrift “fair” und wenn ich auf das Herstelleretikett schaue – was sehe ich da? ‘Made in Bangladesh!’” 

So oder ähnlich lauten die Vorwürfe, die unsere Kolleg*innen im Kundenservice immer wieder hören und lesen. Denn viele Kund*innen glauben an Etikettenschwindel, wenn sie den Hinweis auf ein Billiglohnland in ihren nachhaltigen Textilien finden.

Doch so richtig das düstere Bild maroder Produktionsstätten und niedrigster Löhne für einige Akteure der Textilindustrie in Südostasien ist, so falsch ist es für jene Hersteller, die die oben genannten Siegel tragen. Denn wenn eines klar ist: Ohne den Sektor Textilindustrie steht eine riesengroße Anzahl an Familien in den Herstellerländern vor dem finanziellen Nichts. Daher kann die Frage nicht lauten, ob Produktion vor Ort sinnvoll ist, sondern unter welchen Voraussetzungen.

So beteiligt sich Continental Clothing etwa mit dem “Living Wage Project” in Indien an einem Projekt, das noch einmal deutlich über die weitreichenden Vorgaben der der Fair Wear Foundation hinausreicht, während Neutral den CSR Abroad Prize des Dänischen Außenministeriums und des Investment Fund for Developing Countries zugesprochen bekam. Sustania, die Initiative des Copenhagen Climate Council sagt über das Geschäftsmodell des Labels:

Neutral beweist, dass die zusätzlichen Kosten für Zertifizierungen ein rentables Geschäftsmodell sind, wenn die Produkte so konzipiert sind, dass sie einen Mehrwert für Verbraucher, Unternehmen und Organisationen schaffen.

Sustania Denmark

Und genau das sollte der Ansatz für alle Unternehmen, Modelabel, Veranstalter, Werbetreibenden und Co. sein, sich in Zukunft (noch) mehr mit dem Thema Fair Fashion zu beschäftigen.

Bei Textil-Großhandel sind Sie dabei genau an der richtigen Adresse!